Lässig sitzt der Rocker auf seinem Rad, erschreckt im Vorbeifahren ein paar Leute an der Bushaltestelle und versucht dann zwei Mädchen zu beeindrucken. Doch während er noch seine Sonnenbrille zurechtrückt, erfasst ihn ein Auto. Er ist auf der falschen Seite gefahren. Die Gefahr von Geisterfahrern auf dem Drahtesel soll diese Szene deutlich machen, die die Initiative Krefelder Fairkehr für ihren neuen Werbespot mit der Kamera hat einfangen lassen. „Die Hälfte aller Kinder verunglücken im Straßenverkehr mit dem Rad. Das Fahren auf der falschen Straßenseite ist die Spezialität vieler Krefelder. Kindern und Erwachsenen ist die Gefahr nicht bewusst“, betont Polizeisprecher Wolfgang Lindner. Er hofft mit dem neuen Kinospot auf das Risiko aufmerksam zu machen, „denn die Autofahrer rechnen mit den Radlern von der falschen Seite einfach nicht.“
Der 40-Sekunden-Streifen läuft auf allen Cinemaxx-Leinwänden immer nach der Werbung und vor den Filmvorschauen. Die Szene spielt sich an der Uerdinger Straße ab und zu sehen sind ganz normale Krefelder wie Lena und Paula. Die beiden Mädchen radeln dem Rocker im Spot auf der richtigen Seite entgegen. „Ich musste ,cooler Helm‘ sagen und Lena ,aber leider auf der falschen Straßenseite'“, erzählt Paula. Die Zehnjährige hat zum ersten Mal vor der Kamera gestanden. „Das war schon sehr aufregend.“ Nebenbei haben die beiden Mädchen einiges gelernt. „Vor allem, wie wir den Text behalten, wie wir stehen müssen und uns ausdrücken können“, erzählt Lena (12). Mit dem Ergebnis sind die beiden ganz zufrieden. „Nur ich habe meinen Text etwas geleiert, das war nicht so schön“, sagt Paula selbstkritisch.
Sie werden noch viel Gelegenheit haben, sich auf der Leinwand zu begutachten, denn die Werbesequenz soll ein Jahr lang die Kinobesucher aufklären. Soviel Zeit hatte Produzent Stephan Kraus für die Umsetzung nicht. Er musste das Projekt kurzfristig verwirklichen, denn ursprünglich sollte ein ganz anderer Film ablaufen. „Wir planen ein Internet-Spiel zum richtigen Verhalten im Verkehr und wollten das in diesem Jahr bewerben. Doch die aufwändige Produktion ist nicht rechtzeitig fertig geworden und so mussten wir diese Idee verschieben“, berichtet Felix Meyhoeffer vom Arbeitskreis Fairkehr. Die Alternatividee sei dann gemeinsam mit dem Produzenten spontan entstanden. Der hatte nicht nur die Aufgabe die geplante Geschichte schnell in Szene zu setzen, sondern musste auch die Kosten im Blick behalten. Um dennoch Qualität liefern zu können, bediente er sich einer neuen Technik. „Wir haben mit einer hochauflösenden Fotokamera gedreht und waren selbst überrascht von dem Ergebnis“, erzählt Stephan Kraus. Darüber hinaus habe sein Team sehr effektiv gearbeitet. „Es sind fast alle Einstellungen in den Film eingeflossen.“
Obwohl der Streifen zehn Sekunden länger ist als seine Vorgänger hat er nur 15 000 Euro gekostet. „Das ist sicher kein marktüblicher Preis“, betont Wolfgang Lindner. Die Hälfte der Kosten übernimmt das Land Nordrhein-Westfalen. Damit künftig alle Radler wie Lena und Paula auf der richtigen Straßenseite fahren.