Zahl der Kinderunfälle 2010 auf niedrigstem Stand
– Bestes Ergebnis seit Beginn der Initiative „Krefelder Fairkehr“
Mit insgesamt 87 im Straßenverkehr verunglückten Kindern im Jahr 2010 hat der Arbeitskreis Verkehrssicherheit für Kinder in Krefeld – auch bekannt als Initiative „Krefeld Fairkehr“ – sein bislang bestes Ergebnis vorgelegt. Im Vergleich zu dem schon sehr guten Jahren 2006 (104) und 2008 (97) sank die Zahl der Unfallopfer noch einmal deutlich. Im Vergleich zu 1999 (185 Verunglückte), als die Initiative „Krefelder Fairkehr“ ihre Arbeit aufnahm, sind die Unfallzahlen in der Altersgruppe bis 14 Jahre mehr als halbiert worden.
Im Focus der Initiative von Stadt, Polizei und Verkehrswacht stand im vergangenen Jahr insbesondere die Gruppe der zehn bis 14 Jahre alten Radfahrer. Die Polizei kontrollierte verstärkt im Umfeld der Schulen, die Schulverwaltung gab für jede Schule neue Radwegepläne heraus. Insgesamt kann „Fairkehr“ erfreuliche Zahlen vorweisen. Verunglückten 2007 noch 64 Kinder dieser Altersgruppe auf Fahrrädern, reduzierte sich diese Zahl 2010 deutlich auf 34 Unfälle (also auf fast die Hälfte). Handlungsbedarf bestand aus Sicht der Verantwortlichen vor allem im Einwirken auf das mangelnde Risikobewusstsein besonders der Jungen in dieser Altergruppe, dem weiter mit verstärkter Aufklärung auch an den Schulen entgegengetreten werden muss. Während seit Jahren ziemlich konstant um die 40 Mädchen verunglückten, lag die Zahl der verunglückten Jungen regelmäßig höher. Auch 2010 wurde noch kein Gleichstand erreicht, aber eine starke Annäherung: 42 Mädchen und 45 Jungen. Ein Todesfall musste 2010 nicht beklagt werden. Zuletzt verunglückte 2008 ein Jugendlicher tödlich.
Die Zahl der schwer verletzten Kinder ist 2010 mit 14 Jugendlichen zwar nicht auf dem niedrigsten Niveau, aber es ist der drittbeste Wert. Nach 2007 mit ebenfalls 14 schwerverletzten Kindern registrierte die Polizei 2008 lediglich neun Unfälle mit anschließender stationärer Behandlung in einem Krankenhaus. 1999 war diese Zahl mit 41 schwer verletzten Kindern fast drei Mal so hoch. Die Ursache für den Rückgang sehen die Fachleute vor allem im verminderten Geschwindigkeitsniveau des Kfz-Verkehrs auf Krefelder Straßen. Die unvermindert hohe Zahl der Verkehrskontrollen von Polizei und Stadt habe auch 2010 dazu geführt, dass sich die registrierten Tempo-Verstöße in den letzten Jahren kontinuierlich verringert haben. Fahrzeuge mit Krefelder Kennzeichen, die die vorgegebenen Geschwindigkeitsbegrenzungen sehr deutlich überschreiten, gibt es nahezu überhaupt nicht mehr. Als „richtige Raser“ gehen den Verkehrskontrolleuren von Polizei und Ordnungsamt vor allem auswärtige Fahrer ins Netz.
Zur Gesamtbilanz gehört jedoch auch der Hinweis, dass es immer wieder Schwankungen bei der Unfallentwicklung gibt. So waren 2004, 2006 und 2008 „erfolgreiche“ Jahre mit geringen Verletztenzahlen, während in 2005, 2007 und 2009 Rückschläge hingenommen werden mussten. Von den Verantwortlichen war deshalb auch stets betont worden, dass eine seriöse Bewertung des Unfallgeschehens nur über einen längeren Zeitraum möglich sei. Diesen Beitrag leistete nach zwölf Jahren jetzt Dr.-Ing. Rainer Wiebusch-Wothge von der Ruhr-Universität Bochum, der vor allem in den ersten fünf Jahren die Initiative „Fairkehr mit Rat und fundierten Untersuchungen des Unfallgeschehens vor Ort intensiv begleitet hatte. Der Wissenschaftler hatte vorausgesagt, dass bei Beachtung aller vorgeschlagenen Maßnahmen die Unfallzahlen in Krefeld halbiert werden könnten. Damit gerechnet hatte er jedoch erst für 2013 oder 2014. Umso erfreuter zeigte er sich jetzt über die erreichten Zahlen, appellierte aber auch daran, in den Anstrengungen nicht nachzulassen, denn die Sicherheitskonzeption für die Kinder ist eine dauerhafte Aufgabe.
1999 ist die Initiative „Krefelder Fairkehr“ in die intensive Phase der Bekämpfung der Kinderunfälle eingetreten. Ausgangspunkt waren eine Untersuchung und ein Handlungskonzept der Ruhruniversität Bochum. Zuvor konnte 1998 die „Stiftung für Kriminalprävention“ unter Leitung von Klaus Stüllenberg in Münster-Hiltrup für ein Forschungsprojekt gewonnen werden. Sie beauftragte die Ruhr-Universität Bochum – Lehrstuhl für Verkehrswesen – mit einer Analyse von rund 800 Unfällen mit Kindern und daraus resultierend mit der Entwicklung eines Handlungskonzepts.
Einen wichtigen Beitrag zum Rückgang der Unfallzahlen mit Kindern leisteten auch die zahlreichen baulichen Maßnahmen (seit 1999 insgesamt 360) im Straßennetz. Die Politik in Krefeld trug ebenso mit erheblichen finanziellen Mitteln zur Erfolgsgeschichte von „Fairkehr“ bei. Insgesamt stellten Stadt Krefeld und das Land in den vergangenen zwölf Jahren Land an die drei Millionen Euro für die Arbeit der Initiative bereit.
Polizei und Stadt heben nach zwölf Jahren gemeinsamer Arbeit hervor: Der „Krefelder Fairkehr“ ist kein Projekt, sondern selbstverständlicher Bestandteil der Alltagsorganisation zahlreicher Behörden und Institutionen geworden. Die Initiative beeinflusst seit Jahren viele behördliche, politische und pädagogische Entscheidungen.
In ihrem Fazit für 2010 stellen „Fairkehr“ und der Leiter der Initiative Hartmut Könner fest: „Die Unfallzahlen mit Kinderbeteiligung liegen so niedrig wie noch nie seit Beginn unserer Arbeit. Damit ist ein wesentliches Ziel fast erreicht, aber nachhaltig wirken wir nur, wenn wir in unseren Anstrengungen nicht locker lassen. Es gilt: Der Weg ist richtig und erfolgreich, aber noch nicht zu Ende.“