Wieder ein gutes Ergebnis seit Beginn der Initiative „Krefelder Fairkehr“
In Krefeld verunglückten im Jahr 2011 insgesamt 98 Kinder und Jugendliche im Straßenverkehr, 20 davon als passive Verkehrsteilnehmer. Diese Zahlen hat der Arbeitskreis Verkehrssicherheit für Kinder in Krefeld – auch bekannt als Initiative „Krefeld Fairkehr“ – als bislang zweitbestes Ergebnis seiner Bemühungen um mehr Verkehrssicherheit in der Stadt bewerten können. Im Vergleich zu den schon sehr guten Jahren 2006 (104), 2008 (97) und 2009 (bestes Ergebnis mit 87 Unfällen) reiht sich das Ergebnis von 2011 recht ordentlich ein. Im Vergleich zu 1999 (185 Verunglückte), als die Initiative „Krefelder Fairkehr“ ihre Arbeit aufnahm, sind die Unfallzahlen in der Altersgruppe der Kinder bis 14 Jahre annähernd halbiert worden.
Im Focus der Initiative von Stadt, Polizei und Verkehrswacht stand im vergangenen Jahr einmal mehr die Gruppe der zehn bis 14 Jahre alten Radfahrer. Die Polizei kontrollierte verstärkt im Umfeld der Schulen, die Schulverwaltung gab für jede Schule neue Radwegepläne heraus. Trotzdem ist die Zahl der auffälligen und als nicht „verkehrssicher“ eingestuften Räder wieder gestiegen. Insgesamt aber kann „Fairkehr“ erfreuliche Zahlen vorweisen. Verunglückten 2007 noch 64 Kinder dieser Altersgruppe auf Fahrrädern, reduzierte sich diese Zahl 2010 deutlich auf 44 Unfälle (auch wenn hier im Vergleich zum Vorjahrsergebnis wieder eine Steigerung um zehn Unfälle zu verzeichnen war).
Handlungsbedarf bestand aus Sicht der Verantwortlichen vor allem im Einwirken auf das mangelnde Risikobewusstsein besonders der Jungen in dieser Altergruppe, dem weiter mit verstärkter Aufklärung auch an den Schulen entgegengetreten werden muss. Während seit Jahren ziemlich konstant um die 40 Mädchen verunglückten, lag die Zahl der verunglückten Jungen regelmäßig höher. Wurde im Jahr 2010 fast ein Gleichstand erreicht – 42 Mädchen und 45 Jungen – so war die Differenz in 2011 bei 40 Mädchen und 58 Jungen wieder sehr viel deutlicher zu sehen. Ein Todesfall musste 2011 nicht beklagt werden. Zuletzt verunglückte 2008 ein Jugendlicher tödlich.
Die Zahl der schwer verletzten Kinder ist 2011 mit 21 Jugendlichen im Vergleich zu 1999, wo es 41 Schwerverletzte gab, zwar halbiert worden. Gegenüber 2010 (14) ist die Zahl der schwerer verletzten Kinder jedoch signifikant gestiegen. Das beste Ergebnis war 2008 zu verzeichnen, als die Polizei lediglich neun Unfälle mit anschließender stationärer Behandlung in einem Krankenhaus registrierte. Die Ursache für den tendenziellen Rückgang sehen die Fachleute vor allem im verminderten Geschwindigkeitsniveau des Kfz-Verkehrs auf Krefelder Straßen. Die unvermindert hohe Zahl der Verkehrskontrollen von Polizei und Stadt habe auch 2011 dazu geführt, dass sich die registrierten Tempo-Verstöße in den letzten Jahren kontinuierlich verringert haben. Fahrzeuge mit Krefelder Kennzeichen, die die vorgegebenen Geschwindigkeitsbegrenzungen sehr deutlich überschreiten, gibt es nahezu überhaupt nicht mehr. Als „richtige Raser“ gehen den Verkehrskontrolleuren von Polizei und Ordnungsamt vor allem auswärtige Fahrer ins Netz.
Zur Gesamtbilanz gehört jedoch auch der Hinweis, dass es immer wieder Schwankungen bei der Unfallentwicklung gibt. So waren 2004, 2006 und 2008 „erfolgreiche“ Jahre mit geringen Verletztenzahlen, während in 2005, 2007, 2009 und eben auch 2011 Rückschläge hingenommen werden mussten. Von den Verantwortlichen war deshalb auch stets betont worden, dass eine seriöse Bewertung des Unfallgeschehens nur über einen längeren Zeitraum möglich sei. Dabei war auffällig im Jahr 2011, so der Leiter der Direktion Verkehr der Krefelder Polizei, Karl-Josef Klauer, dass bis einschließlich September die Unfallzahlen noch niedriger als in 2010 waren. Erst die letzten drei Monate, die für den statistischen Durchschnittsnovember und -dezember recht ungewöhnlich, eine Vielzahl an trockenen und teilweise noch recht warmen Tagen brachten, ließen die 2011er Statistik dann gegenüber dem Vorjahr noch deutlich ins Hintertreffen geraten. „Umso wichtiger ist es, in den Anstrengungen nicht nachzulassen, denn die Sicherheitskonzeption für die Kinder ist eine dauerhafte Aufgabe. Es gilt: Der Weg ist richtig und erfolgreich, aber noch längst nicht zu Ende“, betonte Hartmut Könner, Leiter des Arbeitskreises „Krefelder Fairkehr“.
1999 ist die Initiative „Krefelder Fairkehr“ in die intensive Phase der Bekämpfung der Kinderunfälle eingetreten. Ausgangspunkt waren eine Untersuchung und ein Handlungskonzept der Ruhruniversität Bochum. Zuvor konnte 1998 die „Stiftung für Kriminalprävention“ unter Leitung von Klaus Stüllenberg in Münster-Hiltrup für ein Forschungsprojekt gewonnen werden. Sie beauftragte die Ruhr-Universität Bochum – Lehrstuhl für Verkehrswesen – mit einer Analyse von rund 800 Unfällen mit Kindern und daraus resultierend mit der Entwicklung eines Handlungskonzepts.
Einen wichtigen Beitrag zum Rückgang der Unfallzahlen mit Kindern leisteten auch die zahlreichen baulichen Maßnahmen (seit 1999 insgesamt gut 380) im Straßennetz. Die Politik in Krefeld trug ebenso mit erheblichen finanziellen Mitteln zur Erfolgsgeschichte von „Fairkehr“ bei. Insgesamt stellten Stadt Krefeld und das Land in den vergangenen dreizehn Jahren rund drei Millionen Euro für die Arbeit der Initiative bereit.
Polizei und Stadt heben nach dreizehn Jahren gemeinsamer Arbeit hervor: Der „Krefelder Fairkehr“ ist kein Projekt, sondern selbstverständlicher Bestandteil der Alltagsorganisation zahlreicher Behörden und Institutionen geworden. Die Initiative beeinflusst seit Jahren viele behördliche, politische und pädagogische Entscheidungen.