Ben (12) weiß gar nicht, wie ihm geschieht, als ihn die Polizei auf seinem Fahrrad stoppt – Kontrolle vor der Waldorfschule an der Kaiserstraße. Nachdem die Mädchen und Jungen in den vergangenen Wochen von Polizisten auf die richtige Ausstattung ihrer Räder hingewiesen wurden und auch Kontrollen angekündigt worden sind, machen die Beamten an diesem Montagmorgen ernst. Sie ziehen Schüler wie Ben aus dem Verkehr, die an diesem dunklen Herbstmorgen ohne Licht unterwegs sind.
„Ich wusste nicht, dass ich mit Licht fahren muss“
Der Zwölfjährige ist ganz überrascht: „Ich wusste nicht, dass ich mit Licht fahren muss.“ Kopfschüttelnd stehen die Beamten neben ihm. „Wann hattest Du denn Deine Radfahrprüfung?“ – „In der vierten Klasse. Aber da hat mir keiner gesagt, dass ich mit Licht fahren muss.“ Erneutes Kopfschütteln. Denn das können sich die Polizisten nun gar nicht vorstellen. Das Licht jedenfalls ist kaputt. „Mal geht’s, mal nicht“, sagt Ben. „Dann musst Du schieben“, lautet die Antwort.
Zum Glück sind es bis zur Schule nur noch ein paar Meter. Bens Eltern werden in den nächsten Tagen Post bekommen, wo die Mängel aufgeführt sind. Ein Verwarnungsgeld ist nicht fällig – das wird erst ab 14 gefordert. Überraschenderweise gehört auch eine erkleckliche Zahl an Lehrern dazu. „Auch die fahren regelmäßig ohne Licht“, plaudert ein Polizist aus dem Nähkästchen.
Zehn Euro kostet es auch einen Krefelder, dass er nur ein schwach vor sich hin blinkendes LED-Licht vorweisen kann, das er zudem notdürftig mit Isolierband festgeklebt hat. „Das reicht nicht“, sagt der Polizist nach einem kritischen Blick. Die Bremse tut’s auch nicht. Also muss der Mann den Rest des Weges zu seiner Arbeitsstelle schieben.
Das macht ein anderer Radfahrer ganz freiwillig, der schnell vom Fahrrad springt, ehe ihn die Beamten entdeckt haben. „So ist es richtig“, ruft ihm ein Polizist zu, als er den unbeleuchteten Drahtesel bemerkt.
Die Polizei, die in der dunklen Jahreszeit ein besonderes Augenmerk auf die Sicherheit der Radfahrer legt, schaut in diesen Tagen aber nicht nur den Zweiradfahrern auf die Finger. „Sie setzen zwar häufig die Unfallursache“, sagt Polizeihauptkommissar Ralf Kessing und nennt etwa Geisterfahrer auf der falschen Radwegseite und das Nichtbeachten der Vorfahrt.
Doch auch die Autofahrer verhalten sich längst nicht immer korrekt gegenüber dem schwächeren Verkehrsteilnehmer. Und so sind auch sie im Visier der Beamten bei den derzeitigen „Aktionswochen Radfahrer“.
Stoppschild wird von vielen missachtet
Wie gestern auf der Königstraße am Kaufhof. Wer von der Dreikönigenstraße einbiegt, muss ein Stoppschild beachten. Doch zeitweise rauschen Autofahrer und Radfahrer im Fünf-Sekunden-Takt durch, ohne groß die Bremse angetippt zu haben.
Beidseits der Straße warten bereits Polizeibeamte – kaum jemand, der sich nicht gleich einsichtig zeigt. „Ich habe einfach nicht drauf geachtet“, stöhnt eine Radfahrerin. Zehn Euro sind auch für eine Radlerin fällig, die erst das Stoppschild missachtet, dann beim Anblick der Polizei verschreckt auf dem Bürgersteig weiterfährt und auch noch mit Kopfhörern an den Ohren erwischt wird.
Die Beamten kaum erkennen wiederum kann eine Golf-Fahrerin, da die Scheiben ihres Wagens beschlagen sind. Auch sie hat vor dem Abbiegen in die Königstraße nicht angehalten. „Nicht gestoppt, kein richtiger Blick durch die Scheiben möglich – wenn dann noch ein dunkel gekleideter Radfahrer kommt, der kein Licht anhat, kann das schnell eine fatale Situation ergeben“, sagt Polizeioberkommissar Marc Hebben.
Deshalb sind die Beamten auch in den nächsten Tagen noch unterwegs, um Auto- und Zweiradfahrer auf ihr falsches Verhalten aufmerksam zu machen.
Die Sicherheitsberater der Polizei waren in vielen weiterführenden Schulen, um auf das richtige Verhalten im Straßenverkehr, die besonderen Gefahren in der dunklen Jahreszeit und das verkehrssichere Fahrrad hinzuweisen.
Gestern wurden bei den Kontrollen 74 Verwarngelder kassiert (36 davon bei Autofahrern), es gab eine Ordnungswidrigkeit. Ein Radler wurde mit Drogen erwischt.