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Erstklässler im Straßenverkehr

By 17. Dezember 2012Januar 11th, 2021No Comments

Mit der Einschulung beginnt für Kinder ein neuer Lebensabschnitt. Dass dieser Satz wahr ist, steht außer Frage. Vergessen wird allerdings oft, dass sich der neue Abschnitt nicht nur auf die tägliche Dosis Bildung bezieht. Denn die Einschulung bedeutet für die Kinder auch, dass sie nun – oft erstmals – täglich den Gefahren des Straßenverkehrs ausgesetzt sind. Es ist daher wichtig, den Beginn dieser Zeit intensiv und sachkundig vorzubereiten. Nicht ratsam ist es dagegen, die Kinder täglich zur Schule zu fahren, um so mögliche Gefahren zu umgehen. Tatsächlich gilt nämlich gerade das „Elterntaxi“ als falscher und sogar gefährlicher Weg.

Vom „Elterntaxi“ ist abzuraten

Vor vielen Schulen ist es mittlerweile ein gewohnter Anblick: Wenn der Schulbeginn naht, dann herrscht auf den Straßen in der Umgebung ein regelrechtes Verkehrsgewühl. Autos halten kreuz und quer vor dem Eingang, um die Kinder aus der vermeintlichen Sicherheit des Autos direkt auf das ebenfalls für sicher gehaltene Schulgelände zu lassen. „Von dem Elterntaxi ist abzuraten“, sagt Hannelore Herlan, Sprecherin der Deutschen Verkehrswacht (DVW) in Berlin. Gründe dafür gibt es gleich eine ganze Reihe: Zum einen müssen sich die Kinder in ihrem weiteren Leben ohnehin im Straßenverkehr zurechtfinden. Es ist also besser, sie rechtzeitig daran zu gewöhnen. Außerdem ist der Auto-Transport oft mit zeitlichem Stress verbunden, die Kinder werden nur unzureichend gesichert, und auch die Fahrt selbst ist hektisch.

Die Kinder mit den Regeln des Straßenverkehrs vertraut machen

Hannelore Herlan kann mit Zahlen belegen, dass Kinder im Auto alles andere als sicher sind: Demnach verunglücken von den Kindern im Alter von sechs bis zehn Jahren etwa 33 Prozent als Fußgänger, 26 Prozent als Radfahrer. An der Spitze stehen jedoch Unfälle mit dem Personenwagen – 37 Prozent der verunglückten Kinder kommen als Passagiere eines Autos zu Schaden. Experten raten daher, Abstand von der selbstverständlichen Nutzung des „Elterntaxis“ für den Schulweg zu nehmen. Es sei besser, die Kinder mit dem Geschehen im Straßenverkehr vertraut zu machen und ihnen die Regeln und das richtige Vorgehen nahezubringen.

Eltern sollten Vorbild sein

Das sollte nicht erst in letzter Sekunden begonnen werden, sagt Klaus Brandenstein, Sprecher der Unfallforschung der Versicherer in Berlin: „Verkehrserziehung beginnt nicht an einem bestimmten Datum. In der Regel können die Eltern am meisten zur Sicherheit der Kinder beitragen, wenn sie selbst ein gutes Vorbild abgeben.“ Ein Beispiel dafür ist, dass die Kinder schon früh durch das Verhalten der Eltern lernen, nicht bei Rot die Straße zu überqueren und vor dem Queren der Fahrbahn nach links und rechts zu schauen.

Den Schulweg unter „Realbedingungen“ üben

Grundsätzlich empfehlen Experten wie Sven Rademacher vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) in Bonn: „Eltern sollten den Schulweg mit ihren Kindern in der Zeit vor der Einschulung üben.“ Zu beachten ist dabei auch, dass der kürzeste Weg nicht immer der sicherste ist. Gehört zur kurzen Strecke die Überquerung einer mehrspurigen Hauptverkehrsstraße, kann es ratsam sein, mit dem Kind einen anderen Weg zu wählen. Wichtig ist dabei, den Weg unter „Realbedingungen“ zu üben. Es sollte also nicht am Abend geschehen, wenn kaum noch Verkehr herrscht, sondern am Morgen, wenn genau der Verkehr unterwegs ist, mit dem das Kind sich dann auf dem Schulweg auseinanderzusetzen hat. Bei diesen Übungen gilt es dann zu vermitteln, wo die Straße am besten überquert werden kann und worauf dabei zu achten ist.

Wenige Kreuzungen und unübersichtliche Stellen

Erwachsene sollten sich auch in die Rolle der Kinder begeben: Denn wenn Vati und Mutti problemlos über die Dächer geparkter Autos schauen können, stellen die Karossen für die Kleinen gefährliche Sichthindernisse dar. Grundsätzlich gilt, dass der Weg möglichst wenige Kreuzungen und unübersichtliche Stellen haben sollte.

Stichproben machen

Sven Rademacher empfiehlt, mit dem Schulweg-Training etwa zwei bis drei Wochen vor der Einschulung zu beginnen. „Wenn man zu früh beginnt, kann es auch kontraproduktiv sein.“ Liegt eine längere Pause zwischen der Trainingsphase und dem Schulalltag, kann das Kind vieles wieder vergessen haben. Nach der Einschulung sollten Eltern ihre Kinder dann noch eine Weile auf dem Weg begleiten – und später auch immer wieder Stichproben machen, ob das geübte Verhalten noch beibehalten wird. Ist das der Fall, dann dürfte der neue Lebensabschnitt deutlich weniger Gefahren aufweisen.

Kinder führen die Eltern

Zum Üben des Schulwegs sollte der Nachwuchs auch einmal die Eltern führen – und nicht umgekehrt. Das Kind bringt dabei quasi die Eltern zur Schule und erklärt, wie diese sich beispielsweise an Ampeln oder Zebrastreifen verhalten müssen. Zu diesem Spiel rät die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Köln.

Richtige Schulranzen für optimale Sichtbarkeit

Ebenfalls wichtig für die Sicherheit im Straßenverkehr ist der richtige Schulranzen, denn nur mit dem passenden Ranzen können die Kinder optimal von den Autofahrern wahrgenommen werden. Nach der Schulranzennorm DIN 58124 müssen die Vorder- und Seitenteile der Ranzen sowohl retroreflektierende als auch fluoreszierende Materialien aufweisen, das heißt, einerseits Elemente, die im Dunkeln das Licht der Scheinwerfer zurückwerfen (retroreflektieren) und andererseits welche, die am Tag und in der Dämmerung aufleuchten (fluoreszieren). Diese Flächen können orange oder gelb sein und müssen eine hohe wahrnehmbare Leuchtkraft aufweisen, denn nur so können Autofahrer Schulkinder aus relativ großer Distanz gut erkennen.

Quelle: iri, dpa