– Das beste Ergebnis seit Beginn der Initiative „Krefelder Fairkehr“
In Krefeld verunglückten im Jahr 2013 insgesamt 77 Kinder und Jugendliche im Straßenverkehr, 23 davon als passive Verkehrsteilnehmer. Diese Zahlen hat der Arbeitskreis Verkehrssicherheit für Kinder in Krefeld – auch bekannt als Initiative „Krefeld Fairkehr“ – als das bisher beste Ergebnis seiner Bemühungen um mehr Verkehrssicherheit in der Stadt bewerten können. Im Vergleich zu den schon sehr guten Jahren 2006 (104), 2008 (97), 2010 (bisher bestes Ergebnis mit 87 Unfällen) und 2012 (ebenfalls 87 Unfälle) belegt das Ergebnis von 2013 jetzt den Spitzen-platz. Im Vergleich zu 1999 (185 Verunglückte), als die Initiative „Krefelder Fair-kehr“ ihre Arbeit aufnahm, sind die Unfallzahlen in der Altersgruppe der Kinder bis 14 Jahre mehr als halbiert worden.
Zieht man von den 77 Unfällen noch die Zahl von 23 passiv verunglückten Kindern ab, die überwiegend als Mitfahrer im Auto ihrer Eltern verunglückten, so ist das ein Ergebnis, das so gut weder von den Mitgliedern des Arbeitskreises Fairkehr erwartet wurde, noch von der wissenschaftlichen Begleitforschung der Ruhr-Universität Bochum, die in den Anfangsjahren von Fairkehr viele Ratschläge und Handlungsanweisungen gab. Andererseits ist die Zahl von 23 passiv verunglückten Kindern in den Autos ihrer Eltern eine Größe, die in den vergangenen zehn Jahren nur einmal überschritten wurde (2009: 43). Das wiederum sagt aus, das Eltern mit Kindern im Auto noch verantwortungsvoller fahren müssten.
Unter den 77 verunfallten Kindern waren nur acht Schwerverletzte. Auch das ist die niedrigste Zahl, seitdem die Verkehrssicherheitsinitiative 1999 (41 Schwerver-letzte) ihre Arbeit aufnahm. Die Ursache für den tendenziellen Rückgang sehen die Fachleute vor allem im verminderten Geschwindigkeitsniveau des Kfz-Verkehrs auf Krefelder Straßen.
In all den Jahren, seitdem bei Fairkehr spezielle Unfalldaten gesammelt wurden, verunglückten immer mehr Jungen als Mädchen. Es gab nur eine einzige Ausnah-me: 2012 waren mehr Mädchen als Jungen verunglückt. Im Jahr 2013 stellte sich dagegen wieder das gewohnte Bild ein. Und zwar deutlich: 47 (43 im Vorjahr) Jun-gen verunfallten und 30 (44 im Vorjahr) Mädchen.
Handlungsbedarf besteht daher aus Sicht der Verantwortlichen vor allem im Ein-wirken auf das mangelnde Risikobewusstsein der Jungen in dieser Altergruppe, dem weiter mit verstärkter Aufklärung auch an den Schulen entgegengetreten werden muss. Hauptunfallursache war in zwölf Fällen das Betreten und Queren der Fahrbahn, ohne auf den Verkehr zu achten. Ein Todesfall musste 2013 nicht be-klagt werden. Zuletzt verunglückte 2008 ein Jugendlicher tödlich.
Die unvermindert hohe Zahl der Verkehrskontrollen von Polizei und Stadt hat auch 2013 dazu geführt, dass sich die registrierten Tempo-Verstöße in den letzten Jah-ren kontinuierlich verringert haben. Fahrzeuge mit Krefelder Kennzeichen, die die vorgegebenen Geschwindigkeitsbegrenzungen sehr deutlich überschreiten, gibt es nahezu überhaupt nicht mehr. Als „richtige Raser“ gehen den Verkehrskontrolleu-ren von Polizei und Ordnungsamt vor allem auswärtige Fahrer ins Netz. Überhöhte Geschwindigkeit, von der Ruhr-Uni Bochum in einer Studie, die als Arbeitsgrundla-ge für Krefelder Fairkehr diente, noch als eine der Hauptursachen für das Unfallge-schehen auf Krefelder Straßen ausgemacht, spielt keine große Rolle mehr.
Zur Gesamtbilanz gehört jedoch auch der Hinweis, dass es immer wieder Schwan-kungen bei der Unfallentwicklung gibt. So waren 2004, 2006, 2008, 2010 und 2012 „erfolgreiche“ Jahre mit geringen Verletztenzahlen, während in 2005, 2007, 2009 und teilweise auch 2011 Rückschläge hingenommen werden mussten. Von den Verantwortlichen war deshalb auch stets betont worden, dass eine seriöse Bewertung des Unfallgeschehens nur über einen längeren Zeitraum möglich sei. „Umso wichtiger ist es, in den Anstrengungen nicht nachzulassen, denn die Si-cherheitskonzeption für die Kinder ist eine dauerhafte Aufgabe. Das betonte auch Krefelds Oberbürgermeister Gregor Kathstede bei der Vorstellung der Kinderun-fallbilanz für die Krefelder Medien.
1999 ist die Initiative „Krefelder Fairkehr“ in die intensive Phase der Bekämpfung der Kinderunfälle eingetreten. Ausgangspunkt waren eine Untersuchung und ein Handlungskonzept der Ruhruniversität Bochum. Zuvor konnte 1998 die „Stiftung für Kriminalprävention“ unter Leitung von Klaus Stüllenberg in Münster-Hiltrup für ein Forschungsprojekt gewonnen werden. Sie beauftragte die Ruhr-Universität Bo-chum – Lehrstuhl für Verkehrswesen – mit einer Analyse von rund 800 Unfällen mit Kindern und daraus resultierend mit der Entwicklung eines Handlungskonzepts.
Einen wichtigen Beitrag zum Rückgang der Unfallzahlen mit Kindern leisteten auch die zahlreichen baulichen Maßnahmen (seit 1999 knapp 400) im Straßennetz. Die Politik in Krefeld trug ebenso mit erheblichen finanziellen Mitteln zur Erfolgsge-schichte von „Fairkehr“ bei. Insgesamt stellten Stadt Krefeld und das Land in den vergangenen 14 Jahren rund drei Millionen Euro für die Arbeit der Initiative bereit.
Polizei und Stadt heben nach 15 Jahren gemeinsamer Arbeit hervor: Der „Krefelder Fairkehr“ ist kein Projekt, sondern selbstverständlicher Bestandteil der Alltagsor-ganisation zahlreicher Behörden, Ämter und Institutionen geworden. Die Initiative beeinflusst seit Jahren viele behördliche, politische und pädagogische Entschei-dungen.