Krefelder Fairkehr: 20 Jahre Fairkehr – die Bilanz
Rheinische Post 30. Oktober 2019
Krefeld Seit 20 Jahren gibt es die Aktion Krefelder Fairkehr. In dieser Zeit gingen die Unfälle mit Kindern stetig zurück. Bis heute um gut 56 Prozent. Die Erfolgsgeschichte soll fortgeschrieben (von Sven Schalljo)
Unfälle, speziell schwere Unfälle, von Kindern im Straßenverkehr sind für alle Beteiligten traumatisch. Eltern, Mitschüler, aber auch die „Unfallgegner“ leiden oft ihr Leben lang. Um dieses Leid zu vermindern, rief die Stadt Krefeld im Jahr 1999 die Aktion Krefelder Fairkehr ins Leben. „Dabei war aber gar nicht so sehr die Zahl der 169 Unfälle mit Kindern im Jahr 1999 entscheidend. So erschreckend hoch sie war, in den Jahren davor lagen wir teilweise sogar über 200. Aufgerüttelt wurden wir durch drei tödliche Unfälle mit Kindern binnen kürzester Zeit. Wer einmal Eltern, die das erleben müssen, in die Augen schaut, der vergisst das niemals“, erinnert Rainer Behrens, der Geschäftsführer der Verkehrswacht Krefeld, an die Anfänge der Aktion.
Die Entwicklung der Zahlen mit Kinderunfällen in Krefeld in den vergangenen 20 Jahren. Foto: Stadt Krefeld
Mit diesem Plakat begann alles; die Aktion hieß damals noch nicht „Fairkehr“. Der Begriff wurde im zweiten Anlauf erfunden. Foto: Stadt Krefeld
Er (Behrens) mahnt auch, dass der deutliche Rückgang um über 56 Prozent auf 73 Unfälle im Jahr 2018 kein Ruhekissen sein dürfe. „Wir müssen dranbleiben. Das sind immer noch 73 Unfälle zu viel. Es müssen unbedingt auch 40 Jahre Fairkehr werden“, appelliert er. Dabei erhält er Zustimmung von Verena Fischer, der neuen Leiterin der Direktion Verkehr der Polizei Krefeld. „Die Reduzierung der Unfälle mit Kindern ist und bleibt Chefsache bei der Polizei. Der Erfolg gibt uns Recht, aber nicht zuletzt als Mutter sage ich: Wir müssen auch weitermachen.“ (Rainer Behrens)
Witzig und ernst: Diese Aktion erinnert an das Beatles-Cover.
Foto: Stadt Krefeld
Neue Plakataktion ist bereits angelaufen
Eine neue Plakataktion zum Jubiläum des Fairkehrs ist bereits angelaufen. Am Bahnhof und an anderen Stellen in Krefeld sind zwei Plakate zu sehen, auf denen Kinder den Betrachter ansehen und lächeln.
Zu lesen steht „Danke, dass Du im Straßenverkehr auf mich achtest“ und „Danke, dass Du bremst, wenn Du mich an der Straße siehst“. Jost Kemmerling, Designer der verantwortlichen Agentur Reiber, sagt: „Wir wollen einen Schulterschluss und mit dem Ergebnis emotionalisieren. Wir wollen die Menschen, die Plakate betrachten, ins Boot holen.“ Die neue Plakatkampagne soll damit wieder mehr Aufmerksamkeit für die Aktion Fairkehr generieren.
Der Krefelder Fairkehr wirbt nicht nur mit Plakaten für mehr Rücksicht im Straßenverkehr. Auch Kontrollen von Geschwindigkeitsüberschreitungen und Falschparken in Kreuzungsbereichen oder auf Radwegen sind ein Teil des Konzepts.
Eine zweite Arbeitsgruppe sorgte für Veränderungen in der Verkehrsführung bei Kreisverkehren, Geschwindigkeitsbeschränkungen oder „Krefelder Kissen“.
Die dritte Gruppe organisierte Verkehrserziehung von Fahrradprüfungen über Schulwegtraining bis hin zu Kinderstadtplänen, und die vierte Gruppe schließlich gestaltete für Plakataktionen und den Internetauftritt samt Maskottchen „Freddy Fair“.
(Rheinische Post 30. Oktober 2019)