Fairkehr arbeitet weiter an mehr Sicherheit für Kinder auf den Straßen – Neuer Fokus der Initiative auf Verkehrswegen in der Freizeit
Die Initiative Krefelder Fairkehr wird in Zukunft einen besonderen Fokus auf das Verkehrsverhalten von Kindern in der Freizeit legen. In einer gemeinsamen Pressekonferenz im Rathaus haben Stadtverwaltung, Polizei und Verkehrswacht über die Unfallzahlen mit Kindern unter 14 Jahren in 2021 berichtet. Eines der Ergebnisse der Zahlenauswertung durch die Polizei: Kinder verunglückten im vergangenen Jahr tendenziell nachmittags häufiger als morgens. „Das ist für uns ein Indiz, dass es oft keine Schulwegunfälle sind, sondern Unfälle während der Freizeit“, sagt Verena Fischer, Leiterin der Direktion Verkehr bei der Krefelder Polizei. Sie konnte diese Entwicklung auch an der detaillierten Statistik deutlich machen, die die Polizei erstellt hat. Von den insgesamt 73 Unfällen geschahen 32 (43,8 Prozent) im Zeitraum von 15 bis 19 Uhr. 23 Kinder wurden als Fußgänger verletzt, 17 als Mitfahrende im Pkw, und 29 auf dem Fahrrad.
Die 1999 gegründete Krefelder Initiative Fairkehr hat das Ziel, den Straßenverkehr für Kinder sicherer zu machen. Auch im vergangenen Jahr sind dazu viele Maßnahmen und Aktionen erfolgt. So gab es eine punktuelle verkehrsberuhigende Maßnahme zur Schulwegsicherung an der Südstraße und an der Brahmsstraße wurde für die Bismarckschule eine Elternhalle eingerichtet. Wichtiges Element ist auch die monatliche Verkehrsschau zur Verbesserung der Verkehrssicherheit. Mehrere Aktionen mit präventivem Charakter wurden angeboten: Eine neue Broschüre an Eltern der Vorschulkinder wurde aufgelegt, die Puppenbühne der Verkehrswacht kam in den Grundschulen zum Einsatz, Kinderstadtpläne und Schulwegpläne wurden aktualisiert und es gab eine Aktion „Sicherheit und Gesundheit im Verkehr“ im Zuge der Europäischen Mobilitätswoche im Freizeitzentrum Süd. Die Polizei bietet an Kindergärten und Schulen ihr Verkehrssicherheitstraining an, an den Grundschulen gibt es das Fahrradtraining.
Hans Hamestuk, Leiter des Arbeitskreises Verkehrssicherheit für Kinder in der Stadtverwaltung, und Michael Hülsmann, Geschäftsführer der Initiative Krefelder Fairkehr, berichteten über die Detailzahlen. „Wir verzeichnen einen generellen Rückgang bei der Zahl der verletzten Kinder“, sagte Hans Hamestuk. So wurden insgesamt 73 Kinder in 2021 bei Unfällen verletzt. Zum Vergleich: 1999 waren es 169 Kinder, im Jahr 2019 insgesamt 100 Kinder, im Corona-Jahr 2020 insgesamt 69 Kinder. Der Monatsvergleich in 2021 zeigt, dass die meisten Kinder im September (16) verunglückten, demgegenüber waren es beispielsweise in den Monaten Februar, November und Dezember nur jeweils zwei Kinder. Bei der Aufteilung auf die Wochentage zeigt sich, dass die Unfallzahlen mit Kinder besonders sonntags deutlich zurückgehen. Nur 5,97 Prozent der Unfälle ereignen sich sonntags, wohingegen dienstags (20,9 Prozent) und samstags (17,91 Prozent) besonders viele Unfälle mit Kindern zu verzeichnen sind.
Die überwiegende Zahl der Kinder verunglückt als aktiver Verkehrsteilnehmer, also nicht als Beifahrer im Auto, sondern als aktiver Fußgänger oder Radfahrer. Von den 73 verunglückten Kindern waren 52 im Jahr 2021 aktive, 21 waren passive Verkehrsteilnehmer. Diese Tendenz deckt sich mit den Vorjahren, wo der Anteil der aktiven Verkehrsteilnehmer unter den verunglückten Kindern ebenfalls höher war. Der überwiegende Teil der Kinderunfälle hat nur leichte Verletzungen zur Folge. „Auch ein Unfall mit einer Schramme gilt als leichter Unfall“, erläuterte Polizei-Direktorin Verena Fischer, die erfreuliches berichten konnte: „Seit vier Jahren gab es keinen Unfall mehr mit Todesfolge bei einem Kind in Krefeld.“ Von den 73 Kinderunfällen mit Verletzungsfolge fielen 64 in die Kategorie „leichte Verletzung“, neun Kinder wurden schwer verletzt. Zum Vergleich: 2017 wurden bei 95 Unfällen mit Verletzungsfolge 77 leicht verletzt, 17 schwer, und ein Kind verstarb.
Deutliche Unterschiede bei den Unfällen mit verletzten Kindern gibt es auch hinsichtlich der Geschlechterverteilung. So verunglückten 47 Jungen in 2021, aber nur 26 Mädchen.
Einen Ausblick nahm dann Hans Hamestuk vor. So wird die Initiative Fairkehr eine Untersuchung der Verkehrswege im Freizeitbereich bei Kindern vornehmen lassen können. Im Landes-Wettbewerb „Vorankommen NRW“ hatte Initiative eine Bewilligung mit Fördergeldern für eine Studie der Uni Wuppertal erhalten. Auf Basis dieser Untersuchungen soll die Freizeitmobilität der Kinder sicherer werden. NRW-Verkehrsministerin Ina Brandes hat die Förderurkunde übergeben. Die Kosten für die groß angelegte Studie belaufen sich auf 160.500 Euro, die Fördersumme
des Landes liegt bei 80 Prozent (128.400 Euro). Ziel des Vorhabens ist es, neue Handlungsfelder für die Krefelder Verkehrssicherheitsarbeit zu ermitteln und die Zahl der Unfälle mit Kindern zu senken. Freizeitmobilität von Kindern ist bisher kaum erforscht. In der Studie soll ein Methodenmix angewandt werden:
Befragungen, Beobachtungen, digitale und analoge Ansätze im Feld der Freizeitmobilität und Verkehrssicherheit werden vorgenommen. Die Studie ist modellhaft und soll auch in anderen Städten Schlussfolgerungen erlauben. Es soll auch ein Abgleich mit bundesweiten Erkenntnissen erfolgen, um auf diesem Weg generelle Aussagen zum Mobilitätsverhalten von Kindern im Schul- und Freizeitverkehr zu erlangen.
Für die Verkehrswacht stellte Geschäftsführer Rainer Behrens die wesentlichen Punkte heraus. Die Verkehrswacht lege bei ihrer Information an die Kinder einen besonderen Schwerpunkt auf das Thema Toter Winkel, und dies schon seit einiger Zeit. „Das ist einer unserer besonderen Handlungsschwerpunkte, wir hatten zum Glück seit längerem keinen solchen Unfall mehr in Krefeld mit Kindern.“ In Pandemiezeiten sei auch der Einsatz der App „Kim und Luis“ zur Verkehrserziehung intensiviert worden, berichtete Rainer Behrens, der die Geschäftsführung in diesem Jahr an seinen Stellvertreter Manuel Többen abgibt. Behrens ist einer der Initiatoren von Fairkehr und blickte in seiner letzten Pressekonferenz in der Funktion als Geschäftsführer auf die Initiative Fairkehr zurück. „Der Erfolg von Fairkehr ist, dass wir das wichtige Thema Kinderunfälle auf so langer Strecke begleitet haben. Ich bin sehr zuversichtlich, dass diese Erfolgsgeschichte auch mit den neuen Akteuren weitergeht.“
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