Krefeld. Die 1999 gegründete Aktion „Krefelder Fairkehr“ zog eine positive Jahresbilanz 2021. (Von Jörg Zellen)
Präsentierten die Verkehrsunfallbilanz mit Beteiligung von Kindern (von links): Michael Hülsmann und Hans Hamestuk (Verkehrssicherheit), Rainer Behrens (Verkehrswacht), Dagmar Moseler (Führungsstelle Verkehr), Manuel Többen (Verkehrswacht) sowie Verena Fischer (Leiterin Direktion Verkehr). Foto: Samla Foto: Samla Fotoagentur/samla.de
Die Dramatik der Lage führte 1999 zur Gründung der Aktion „Krefelder Fairkehr“. Seinerzeit verunfallten 169 Krefelder Kinder im Straßenverkehr – einige davon sogar tödlich. Heute, 23 Jahre später, hat sich die Situation entspannt. Der letzte Verkehrsunfall, bei dem ein Kind im Stadtgebiet zu Tode kam, liegt mittlerweile fünf Jahre zurück. Und so zogen die Verantwortlichen von Stadt, Polizei und Verkehrswacht, die am „Krefelder Fairkehr“ beteiligt sind, eine zufriedenstellende Bilanz für das Jahr 2021. Die Aktionsgemeinschaft registrierte im vergangenen Jahr 67 Unfälle, bei denen 73 Mädchen und Jungen im Alter bis 14 Jahren beteiligt waren. Auch wenn eine leichte Häufung im Stadtzentrum zu verzeichnen war, so will Polizeirätin Verena Fischer, Leiterin der Direktion Verkehr, keinen Unfallschwerpunkt festmachen. Eindeutiger sieht es bei der kalendarischen Verteilung aus: Im September lag die Zahl der Kinder, die an einem Unfall beteiligt waren, bei 16.
Die Statistik weist weitere Auffälligkeiten auf. So ereignen sich die meisten Kinder-Unfälle in der Zeit zwischen 17 und 18 Uhr. 2021 lag die Zahl bei zehn. Folglich handelt es sich „nicht unbedingt um Schulwegunfälle“, sagt Verena Fischer. Das Freizeitverhalten der jungen Krefelder spiele in diesem Kontext eine zunehmend wichtigere Rolle. Zum vierten Mal in Folge waren es auch mehr Jungen (47) als Mädchen (26), die an einem Verkehrsunfall beteiligt waren. Woran dies liegt? Dazu, so die Polizeirätin, liegen keine weiteren Daten vor, man könne nur mutmaßen.
Überaus glücklich zeigen sich die „Fairkehr“-Macher, dass auch im vergangenen Jahr kein Kind auf den Straßen Krefelds tödlich verunglückte. Dies war zuletzt 2017 an der Gladbacher Straße der Fall. Gleichwohl erlitten 2021 neun Kinder schwere, 64 leichte Verletzungen in Folge eines Unfalls.
Die Art der Verkehrsbeteiligung: In 29 Fällen saßen die Kinder auf dem Rad, 23 Mal nahmen sie als Fußgänger am Straßenverkehr teil, 17 Mal saßen sie als Beifahrer in einem Pkw.
Die häufigsten Unfallursachen: „Missachtung von Vorfahrt/Vorrang) sowie „Falsches Verhalten als Fußgänger“.
„Wir schauen uns die Zahlen zunehmend differenzierter an, um weitere Wege zu finden, die Sicherheit der jüngsten Verkehrsteilnehmer zu schützen“, fasst Verena Fischer zusammen.
Übrigens: Rainer Behrens, Geschäftsführer der Verkehrswacht, gründete die Aktion „Krefelder Fairkehr“ vor 23 Jahren mit. In wenigen Wochen jedoch zieht er sich zurück. Was ihn nachdenklich stimmt: Die Zahl derjenigen Kinder, die die Fahrradprüfung bestehen, ist rückläufig. „Und dies wird sich während der Corona-Pandemie kaum verändert haben“, befürchtet er. Grunndsätzlich lautet die Empfehlung von „Fairkehr“ ohnehin: Die Kinder sollten den Schulweg zu Fuß, später dann mit dem Rad bewältigen. Die „Elterntaxis“ verhindern häufig die Selbstständigkeit, um sich sicher im Verkehr zu bewegen.
Präventiv will „Fairkehr“ weitere Maßnahmen ergreifen. So sollen die Aktionen zum Warnen vor dem „Toten Winkel“ künftig bereits in der vierten Klasse der Grundschule durchgeführt werden.
(Mein Krefeld 17. März 2022)